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Meine Forschung zum O

Ein literaturwissenschaftlich-philosophisch-theologischer Versuch, Sprache zu verlernen

Erschienen am 20.10.2022
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783946392286
Sprache: Deutsch
Umfang: 112
Format (T/L/B): 21.0 x 14.0 cm
Auflage: 1. Auflage

Beschreibung

Dieser Text versucht eine Besonderheit des Zeichens O zu finden. Das O befindet sich auf der Grenze zwischen Sprache und Nichtsprache und kann daher als ein Uranfang der Sprache betrachtet werden. Der Weg zur Entdeckung eines Uranfangs ist verschlungen und geheimnisvoll. Erstens, weil die Sprache als Gattung zahlreichen Medien zugrunde liegt und zweitens, da es scheint, als ob es diesen Uranfang überhaupt nicht gäbe. Die Hypothese, dass das O eine besondere Funktion in der Sprache hat, die das Zeichensystem zu seiner uranfänglichen Grenze zurückzieht, wird über eine nähere Betrachtung dieses Zeichens in verschiedenen literarischen und theoretischen Texten ausgearbeitet. Der Entscheidung, gleich eine ganze Gruppe literarischer Texte ins Auge zu fassen, liegt die Intention zugrunde, einerseits etwas Generelles über den Zusammenhang zwischen dem O und der Konstruktion der Sprache aus der Nichtsprache zu behaupten, andererseits aber ebenfalls zu untersuchen, welche Form das O in verschiedenen literarischen Texten annimmt. Der literaturtheoretische Zugriff erfolgt über zwei Texte, die zu einem theoretischen Grund vereint werden, auf dem die Analyse der Literatur stattfinden kann. Diese Texte sind Derridas Chora und Celans Meridian Rede. Es wird die Ähnlichkeit dieser beiden Texte aufgezeigt: Sowohl Chora als auch Meridian sind Quellen, aber gleichzeitig leer. Sie bewegen sich zwischen Sein und Nichtsein. Einige weitere Eigenschaften entstehen aus diesem Paradox: Vor allem nehmen sie jede Interpretation von sich auf und dadurch lehnen sie zugleich jede eindeutige Interpretation ab. Sie sind der Ort der Widersprüchlichkeit. Als dritter Schritt der Einführung schlage ich vor, dass der Buchstabe O ähnliche Eigenschaften besitzt. Er kann also die beiden Konzepte in sich aufheben und spielt in verschiedenen literarischen Werken tatsächlich diese Rolle. Über den eigentlichen Buchstaben O hinaus ist es insbesondere die Kreisform des Zeichens, die diese Funktion übernehmen kann. Daher wird es einen kurzen Überblick über das Zeichen des Kreises in verschiedenen Disziplinen, Zeitaltern und Kulturen geben. In den folgenden Kapiteln wird anhand einer Analyse mehrerer Werke versucht, zu zeigen, dass das O ein Metazeichen ist, das nicht nur über sein Signifikat [das, was von ihm bezeichnet wird] etwas ausdrückt, sondern ebenso über die Relation zwischen Signifikant [das Zeichen an sich] und Signifikat im Allgemeinen. Dabei öffnet es in der Literatur aktiv einen dritten Raum zwischen Sprache und Nichtsprache. Diese Lektüre des O nimmt an, dass, obwohl man die literarische Sprache und Sprache überhaupt als ein Zeichensystem wahrnimmt, sich hinter ihr eine dritte Gattung verbirgt, die den Unterschied der beiden ersten aufhebt. Die Lektüren des O teilen sich nach drei Aspekten seiner Besonderheit ein und bilden dabei auch drei aufeinander folgende Schritte ihrer Enthüllung. Das erste Kapitel untersucht die Fassade des O, seine graphische Form. In diesem Bereich werden hauptsächlich zwei Texte untersucht: Hölderlins Die Bedeutung der Tragödien, in dem der Dichter die Essenz des Tragischen in der Gleichung Zeichen = 0 entdeckt und als Fallstudie dieses Konzepts des Tragischen der US-Amerikanische Horrorfilm The Ring. Dort ist eben die Kreisform als der Ort des Tragischen zu identifizieren. Im Zentrum des zweiten Kapitels stehen literarische Werke, in denen das O die Rolle des Namens, die Rolle eines besonderen Zeichens also, spielt. Es wird behauptet, dass, wenn O der Name einer Figur und der ganzen Erzählung ist, die zirkuläre Form die ganze Handlung einrahmt und sprachliche Phänomene, die mit dieser Form verknüpft sind, in ihr Zentrum stellt. Die Marquise von O… von Kleist und die Geschichte der O von Anne Desclos mit Bezug auf Breuers und Freuds Fallstudie von Anna O werden dazu verwendet. Das dritte Kapitel widmet sich Shakespeares The Tragedy of Othello, in dem das phonetische O eine besondere Rolle spielt, die sich im theatralen Raum auf eine bestimmte Weise mit den Funktionen des O als graphisches Zeichen und als Name verbindet. In diesem Fall steht das O als ekphonetisches (buchstäblich aus-drückliches) Motiv zur Debatte. Die Bedeutung des Binaritäten aufhebenden Os wird wirksam in Bezug auf die Teilung zwischen Bühne und realer Welt. Es wird hier versucht, eine Eigenschaft des O in der literarischen Sprache festzustellen, nicht etwa eine metaphysisch aufgeladene Charakterisierung dieses Symbols zu geben. Es geht weniger darum, eine Kraft zu finden, die dem O an sich innewohnt, als eher darum, welche Kraft ihm in Texten zugestanden wird.

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